Zauberwelt

Ich bin ein Wesen, eben erwacht von einem langen Traum. Einem Traum von dem ich dachte, es sei die Wirklichkeit….

Einer Wirklichkeit, in der ich dachte, in meinem Schicksal gefangen zu sein, unfähig zu entscheiden……
Einer Wirklichkeit, in der ich mich von meinen Gefühlen ausgeliefert glaubte….
Einer Wirklichkeit, die mir weis machen wollte, dass ich gefangen bin statt frei…..
Einer Wirklichkeit, in der ich mich uns als Opfer sah…..
Einer Wirklichkeit, in der ich glaubte, dem Willen anderer folgen zu müssen …
Einer Wirklichkeit, in der ich mich selbst als wertlos und nicht liebenswert erlebte….
Einer Wirklichkeit, in der ich gegen mich selbst gekämpft hatte….

Einer Wirklichkeit, in der ich Schutz im Rückzug und Abgrenzung von der Welt sah….

Nun bin ich erwacht, als eines der vielen Wesen unserer Zauberwelt. Ich bin erwacht und atme tief durch, erkenne erleichtert, das dies zum Glück nur ein Traum war.
Viele um mich herum schlafen noch, bzw. blinzeln ein wenig in eine Welt voll Sonnenschein.
Nun erkenne ich, als eines der vielen Wesen dieser Zauberwelt, dass ich der Schöpfer meines Lebens bin. Mein Zauberwerkzeug ist die Präsenz und die Liebe zu mir selbst - mich so anzunehmen wie ich bin, ohne wenn und aber.
Diese Liebe bringt mich in Verbindung mit mir selbst und in Verbindung mit allen Lebewesen.
Ich darf tanzen und singen.
Den Gesang eines Schöpfers, der aus dem Unendlichen erschaffen und schöpfen kann, will und darf.
Ich bin der Schöpfer jedes Augenblicks, Ursprung all meiner Gedanken, Gefühle und Handlungen.
Ich tanze den Tanz der Freiheit.
Ich bin eines der Wesen aus dieser Zauberwelt - wie auch du, wie wir alle.
Ich erlebe den glücklichsten Moment, den glücklichsten Tag, das glücklichste Jahr, das glücklichste Leben.
Weil ich entscheide, das es so ist

 
Geschrieben auf Lanzarote 2000

LIEBE

TRANSFORMIERT

REINIGT

KLÄRT

BEFREIT

HARMONISIERT

fördert MUT

lässt VERTRAUEN

schafft EINHEIT

ERWECKT LEBENDIGKEIT, LEICHTIGKEIT

ZAUBERT ein LÄCHELN ins GESICHT

MACHT FREI, GEBORGEN, FRÖHLICH, KREATIV

LIEBE führt zur GÖTTLICHEN EINHEIT   des  ICH BIN

LIEBE = MAGIE = ZAUBER = SEIN im LICHT

Im Bhudismus gibt es das Wort Liebe nicht statt dessen die Worte:
MITGEFÜHL, BARMHERZIGKEIT, NACHSICHT
horch in dich hinein und FÜHLE was diese Worte in Dir auslösen

LIEBE ist kein Gefühl, LIEBE ist ein SEINSZUSTAND
LIEBE ist SEIN

 

Die wirklich gelebte Zeit...

Dies ist die Geschichte eines Mannes, den ich als Suchenden bezeichnen würde. Ein Suchender ist jemand, der sucht, nicht unbedingt jemand, der findet. Auch ist es nicht unbedingt jemand, der weiß, wonach er sucht. Es ist schlicht und einfach jemand, für den das Leben eine Suche ist.


Eines Tages spürte der Suchende den Drang, nach Kammir zu gehen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mit solchen Eingebungen, die von irgendwoher aus seinem Inneren kamen, nicht lange zu fackeln und ihnen einfach zu folgen. Er ließ also alles stehen und liegen und machte sich auf den Weg.

Nach zwei Tagesmärschen über staubige Wege sah er in der Ferne Kammir liegen. Kurz vor dem Dorfeingang fiel ihm am rechten Wegesrand ein Hügel auf. Er war von einem wunderschönen Grün überzogen, und Bäume, Vögel und zauberhafte Blumen gab es dort in unendlicher Zahl. Rings um den Hügel zog sich ein niedriger polierter Holzzaun.

Ein Bronzetor lud ihn zum Eintreten ein. Sofort war das Dorf vergessen, und er gab der Versuchung nach, sich einen Moment an diesem Ort auszuruhen. Der Suchende durchschritt das Tor und begann langsam, zwischen den weißen Steinen umherzuspazieren, die verstreut zwischen den Blumen standen. Er ließ seine Augen wie Schmetterlinge auf jedem Detail dieses farbenprächtigen Paradieses ruhen.

Seine Augen waren die eines Suchenden, und vielleicht erkannte er deshalb auf einem Stein jene Inschrift:

Abdul Tareg, lebte 8 Jahre, 6 Monate, 2 Wochen und 3 Tage

Er erschrak ein wenig, als er merkte, dass der Stein nicht einfach nur ein Stein, sondern ein Grabstein war. Es schmerzte ihn, zu erfahren, dass ein so junges Menschenkind an diesem Ort begraben lag.

Als er sich weiter umschaute, bemerkte der Mann, dass auch der nächste Stein eine Inschrift trug. Er trat an ihn heran und las:

Yamir Kalib, lebte 5 Jahre, 8 Monate und 3 Wochen

Der Suchende zeigte sich zutiefst erschüttert. Dieser hübsche Ort war ein Friedhof, und jeder Stein war ein Grab. Nach und nach begann er die einzelnen Grabsteine zu entziffern. Alle hatten sie ähnliche Inschriften: einen Namen und die genaue Lebenszeit des Toten. Was ihn aber derart in Schrecken versetzte, war die Tatsache, dass der Älteste von ihnen kaum länger als elf Jahre gelebt hatte. Von unendlichem Schmerz überwältigt, setzte er sich nieder und weinte.

Der Friedhofswärter kam des Weges und trat auf ihn zu. Er sah ihm eine Weile still beim Weinen zu und fragte ihn dann, ob er um einen Familienangehörigen trauerte. "Nein, kein Angehöriger", sagte der Suchende. "Aber was ist nur in diesem Dorf geschehen? Von welchen Schrecken wird dieser Ort heimgesucht? Warum liegen hier so viele Kinder begraben? Was für ein böser Fluch lastet auf diesen Menschen, dass sie einen Kinderfriedhof haben errichten müssen?"

Der Alte lächelte und sagte: "Beruhigen Sie sich. Es gibt keinen Fluch. Wir haben hier einen alten Brauch. Ich werde Ihnen davon erzählen: Wenn ein Jugendlicher fünfzehn Jahre alt wird, schenken ihm seine Eltern ein kleines Heftchen, so wie dieses, das ich hier trage, und das hängt er sich um den Hals. Unser Brauch ist es, dass von diesem Moment an jeder Augenblick, in dem einem etwas sehr schönes widerfährt, in diesem Büchlein festgehalten wird.

Links wird aufgeschrieben, was uns so glücklich gemacht hat.
Und rechts, wie lange das Glück gedauert hat.

Seine künftige Braut kennengelernt und sich in sie verliebt zu haben. Wie lang dauert die große Leidenschaft, wie lang währt dieses Glück? Eine Woche? Zwei? Dreieinhalb? Und dann, der erste Kuss, wie lange hält der große Zauber an? Eineinhalb Minuten, solang wie der Kuss? Zwei Tage? Eine Woche?
Schwanger zu werden und das erste Kind zur Welt zu bringen?
Und die Hochzeit der Freunde?
Die lang ersehnte Traumreise?
Und das erste Wiedersehen mit dem Bruder nach seiner Rückkehr aus einem fernen Land?
Wie lange dauert die Freude über diese Momente?
Stunden? Tage?

Und so halten wir jeden freudvollen Augenblick in diesem Büchlein fest.

Jeden einzelnen.

Und wenn jemand stirbt, so ist es unser Brauch, sein Büchlein aufzuschlagen und die Glücksmomente zusammenzurechnen, um das Ergebnis auf sein Grab zu schreiben.

Denn für uns ist einzig und allein dies die wirklich gelebte Zeit."

© Jorge Bucay